Amrum: Insel-Baby in Not (sh:z - 5. November 2008)
Es ist ein echtes Insel-Drama, das sich am Montagabend zwischen der Nordseeinsel Amrum und dem Festland abgespielt hat: Ein acht Wochen alter Säugling war erkrankt und musste aus medizinischen Gründen dringend von der Fachklinik für Kinder und Jugendliche „Satteldüne“ auf Amrum in eine Flensburger Klinik verlegt werden. Der Hubschrauber „Christoph Europa 5“ der Deutschen Rettungsflugwacht aus Niebüll konnte aber wegen Dunkelheit nicht mehr starten. Auch der Amrumer Seenotrettungskreuzer „Eiswette“ konnte nicht einspringen – das Schiff der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger befand sich vor Helgoland.

Hilfe kam am Ende von der Wasserschutzpolizei Husum: Das Boot „Sylt“ nahm das Kind gegen 19.30 Uhr an Bord, mit dabei der Klinikarzt Dr. Johannes Matthias. Ziel war Dagebüll. Doch auch hier gab es Schwierigkeiten – es herrschte extremes Niedrigwasser. „Gerade so eben“ konnte die „Sylt“ noch anlegen. „Wenn wir nicht hätten anlegen können, hätten wir das Baby an Bord eines Schlauchbootes genommen“, sagt Wolfgang Boe, Sprecher der Wasserschutzpolizei in Husum.

Auf der Mole warteten bereits ein Notarzt und einer von nur zwei Baby-Rettungswagen im Land. „Dieser Wagen ist eine rollende Kinder-Intensiv-Station“, sagt Ole Michel, Sprecher der Flensburger Diako, in die der Säugling gebracht wurde. Dort kümmert sich seitdem der kommissarische Leiter der Kinderklinik, Dr. Sönke Thomsen, persönlich um den kleinen Patienten. „Die Entscheidung der Eltern, das Kind auch unter schwierigen Umständen so schnell wie möglich zu uns zu bringen, war absolut richtig“, betont der Mediziner. Das Baby, das unter zwei Erkrankungen leide, sei in stabilem Zustand und außer Lebensgefahr.

Der Vorfall deutet nach den Worten des Amrumer Klinikarztes auf die Problematik der Verbindungen Insel/Festland hin – und auch darauf, dass der in Niebüll stationierte Rettungshubschrauber die Insel an über 100 Tagen im Jahr nicht anfliegen könne – in der Dunkelheit schon gar nicht.